Warum die Ist-Analyse für Digitalisierungsprojekte im pharmazeutischen Mittelstand nicht taugt

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Heute möchte ich auf ein Thema eingehen, welches bei mir regelmäßig für erhöhten Puls sorgt. Meiner Meinung nach ist es auch eines der am meisten überschätzten Tools der Berater- und Projektmanager. Es ist die Ist-Analyse oder Bestandsaufnahme.

Die Ist-Analyse ist oft die Standardkarte, die in Projekten und von externen Beratern gezogen wird. Sie wird immer genutzt, wenn ein Thema angegangen werden soll. Aus meiner Sicht ist sie dagegen der erste Grund für ein potentielles Scheitern des Projektes. In vielen Fällen ist Sie lediglich eine Maßnahme, um den Eindruck eines geordneten Prozesses zu vermitteln. Was soll uns die Ist-Analyse bringen? Die Befürworte sagen: „Nur wer seinen Standort kennt, kann einen Weg bestimmen“. Ich sage: „Wenn ich nach Süden will, ist es vollkommen egal, wo ich bin, ich muss nach Süden gehen“.

Die Ist-Analyse als Grund nicht zu starten

Die Ist-Analyse ist in vielen Unternehmen ein beliebtes Mittel, um niemals anfangen zu müssen. Berater und Interne sind so lange mit der Analyse beschäftigt, dass am Ende keiner mehr Zeit und Budget für das Projekt hat. Sie wird auch gerne herangezogen um festzustellen, dass es ja gar nicht so „schlimm“ ist, eigentlich ist man ja schon recht „digital“.

Die Ist-Analyse wird auch gerne vorgeschoben, wenn das obere Management eigentlich keine Lust auf das Projekt hat. Eigentlich wollen Sie sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen? „Da machen wir doch jetzt erst einmal eine Bestandsaufnahme“ oder „Wir können nicht anfangen, wir wissen ja noch nicht, wo wir stehen“. Die Unternehmen übersehen jedoch dabei, dass die Welt sich weiterdreht und die Ergebnisse der Analyse oft schon mit der Veröffentlichung wieder veraltet sind.

Die Ist-Analyse ist ein Relikt der linearen Welt

Sie funktioniert gut für lineare Projekte in einer bekannten Umgebung. Dort ist sie ein wichtiges Werkzeug. Dabei ist es jedoch wichtig, sie nicht zum Selbstzweck zu machen und vor allem die Aufwände zu limitieren. Wenn wir unsere Aufwände für eine Validierung planen wollen, sollten wir zum Beispiel wissen, wie der Status unserer Systeme ist.

Die Ist-Analyse garantiert den Fehlschlag

Der größte Nachteil bei der „Ist-Analyse“, vor allem in Kontext von Pharma 4.0 oder Digitalisierungsprojekte, ist der Fokus auf die Vergangenheit. Dies kann jedoch grundsätzlich nur fehlschlagen. Denn baut man die Strategie bei Projekten dieser Art auf der Basis des Ist-Zustandes auf, dann ist ein Scheitern schon vorprogrammiert. Uber hat schließlich auch nicht damit begonnen bestehende Taxistrukturen weltweit zu analysieren und Google (Alphabet) hat vor dem Start nicht geschaut, wie sie Verlagen schaden können.

Digitalisierung kann nur funktionieren, wenn ich zuerst das Ziel festlege und zwar unabhängig vom jetzigen Standort. Nachdem das Ziel definiert ist, unterstellen wir alle Strategien und Umsetzungen diesem Ziel. Damit bewegt sich das Unternehmen dann Schritt für Schritt auf das Ziel zu. Ohne eine vorherige Analyse passiert das dann ganz automatisch.

Fazit: Ist-Analyse lohnt sich nicht, denn der Weg kann sowieso nicht festgelegt werden

In Projekten im komplexen Umfeld ist es nicht möglich einen klaren Weg vorab zu definieren. Das passiert auf der Reise und muss so auch akzeptiert werden. “Ja aber, wie werden wir jetzt digital?” Ich kann nur bei der Navigation helfen, einen fertigen Plan gibt es nicht, jeder der etwas anderes behauptet lügt.

Mit chaotischen Grüßen
Christof Layher

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