Immer wieder wird der Ruf nach “agiler Validierung” laut. In den meisten Fällen ist dies jedoch lediglich der Ruf nach weniger und ungenaueren Prüfungen und der Begriff “agil” wird als Synonym für chaotisch und unkontrolliert genutzt. Dabei sollte eigentlich das Gegenteil der Fall sein.
Ein sauberer, agiler Ansatz ist auch im pharmazeutischen Umfeld geeignet, um die Qualität von Eigenentwicklungen zu steigern, insbesondere wenn in einem komplexen System Ziel und Weg einer Entwicklung zu Beginn noch nicht zu 100% festgelegt werden können.
Da höre ich natürlich direkt die ersten Gegenstimmen: Das muss aber! …. Geht aber nicht, gewöhnt euch dran! 😉
Im Folgenden möchte ich mich mit einigen der Mythen und Ideen zur agilen Validierung auseinandersetzen und freue mich wie immer über jedes Feedback. 🙂
Das Szenario – Agile Entwicklung mit Scrum
Als Methodik werde ich für diesen Artikel Scrum zugrunde legen.
Die Entwickler (bis zu 20) organisieren sich dabei selbst und werden dabei von einem Scrum–Master unterstützt.
In den standardmäßigen zweiwöchigen Sprints werden neue Features implementiert. Jedes Arbeitspaket wird in Sprints heruntergebrochen, die durch einen Entwickler in diesem Zeitraum zu bewältigen sind. Große Pakete werden also gesplittet.
Der Input für die Entwickler kommt vom Product Owner. Er vertritt den Kunden / das Business und erstellt die Stories.
Mythos 1 – Ich muss weniger dokumentieren
Das Gegenteil ist hier der Fall. Es wird nicht nur der Dokumentationsaufwand gesteigert, sondern die agile Validierung erfordert auch wesentlich mehr Eigeninitiative und Persistenz von allen Beteiligten. Der Vorteil dabei ist, dass die Dokumentation wesentlich aussagekräftiger wird.
Nehmen wir als Beispiel ein komplexes Feature, welches begonnen wird zu bearbeiten. Im ersten Schritt wird die User Story vorbereitet. Sie beinhaltet den Auftrag für die Entwickler. Diese machen sich jetzt an die Arbeit, um während des Prozesses weitere Fragen zu stellen. Die Antworten darauf fließen wieder direkt mit in die Dokumentation ein.
Mythos 2 – Alles wird schneller, ohne Aufwand
Auch das alle Entwicklungsthemen automatisch beschleunigt werden, taucht immer wieder auf – ist jedoch auch ein Mythos. So muss ich leider auch diesen Zahn ziehen.
Fakt ist die Geschwindigkeit hängt direkt an den Beteiligten. Ein schlecht eingespieltes Team wird voraussichtlich deutlich länger benötigen als eine klassische Entwicklung.
Das bedeutet, wir werden nur schneller, wenn das Team gut ausgebildet und motiviert ist und alle Beteiligten ihre Rollen erfüllen. Was mich direkt zum Mythos 3 bringt.
Mythos 3 – Das Business / der Kunde wird entlastet
Viele sind der Meinung, dass in einer agilen Entwicklung der Aufwand für den User geringer ist. Aus meiner Sicht ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Denn der User wird deutlich mehr und kontinuierlicher in den Prozess eingebunden. Dies führt dann auf der Haben–Seite zu einer Lösung, welche auch auf das Business passt.
Fazit: Es gibt keine binäre Antwort
Wie so oft in der VUCA–Welt ist die Antwort nicht schwarz oder weiß. Agile Entwicklung funktioniert sehr gut, erfordert aber Einsatz und Wissen – und dass wir uns wirklich darauf einlassen.
Mit chaotischen Grüßen
Christof Layher