Computer mit binären Code auf Screen in der Digitalisierung

Digitalisierung in Unternehmen – Studien und Erkenntnisse zum Stand der Entwicklung im Bereich Pharma und Biotech

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Die digitale Revolution hat in den letzten Jahren großen Einfluss auf unser alltägliches Leben, die Geschäftswelt aber auch auf die Pharma- und Biotech-Branche genommen und breitet sich immer noch mit zunehmender Geschwindigkeit aus. Somit ist die Entwicklung von passenden Strategien, mit welchem wir diesen Digitalisierungstrend begegnen können, wichtiger denn je.

Gesicht aus elektronischen Kontakten in der DigitalisierungIn der ersten Phase der Digitalisierung lag der Fokus auf der Nutzung von Technologieplattformen und der Analyse von Daten, durch welche Kunden und Patienten besser verstanden werden konnten. In der darauf folgenden Phase hielt die Digitalisierung Einzug in die Unternehmensumwelt und beschäftigte sich insbesondere mit der Transformation von Prozessabläufen.

Pharma- und Biotechunternehmen waren bis jetzt eher noch zurückhaltend bei der Nutzung digitaler Technologie um Herstellungs- und Supply-Chain Abläufe anzupassen. Diese Vorsicht wird jedoch meiner Meinung nach mehr und mehr zum Hindernis für die Branche.

Im globalen Kontext sieht sich die Pharmaindustrie wachsenden Herausforderungen gegenüber. Die Globalisierung und die damit einhergehende Komplexität der Beschaffungslogistik werden durch einen starken Preis- und Kostendruck ergänzt. Die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen stellt hier eine große Möglichkeit zur Adaption an die modernen Marktbedingungen dar.

Fraunhofer Institut: Digitalisierung und Arbeitswelt in Chemie und Pharma Baden-Württemberg

Die Pharmabranche hat trotz spätem Einstieg eine gute Ausgangsposition für die Digitalisierung. Die größte Herausforderung ist dabei, die Vernetzung der zur Verfügung stehenden Daten sowie die adäquate Nutzung dieser Daten.

Aktuelle Betrachtung der Digitalisierung durch Pharmaunternehmen

  • Das Potential der Digitalisierung wird als sehr groß erachtet. Insbesondere in der Automatisierung von Anlagen, Informationen und Kommunikation ergeben sich enorme Optimierungsmöglichkeiten. Weiterhin können Arbeitsabläufe vereinfacht und die Wertschöpfungskette transparenter gestaltet werden.
  • Die Chancen überwiegen die Risiken.
  • Es entstehen neue Arbeitsstrukturen, wie bspw. ortsunabhängiges Arbeiten und größere Mobilität, neue Hierarchien, Führungskräfte in der Rolle des Coaches, mehr Selbstverantwortung der Mitarbeiter sowie bessere Work-Life-Balance.
  • Mitarbeiter der Pharmaunternehmen fühlen sich für die Digitalisierung gut qualifiziert, Führungskräfte sehen allerdings einen sich verschärfenden Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Daher sind unternehmensinterne Weiterbildungen äußerst wichtig.

Vor allem die großen Unternehmen befinden sich auf einem guten Weg transparentere Logistikabläufe umzusetzen und neue digitale Geschäftsmodelle und Produkte zu etablieren.

Autonome Objekte, mobile Kommunikation und Echtzeitsensorik ermöglichen eine dezentrale Steuerung und Ad-Hoc Gestaltung von Prozessen. In diesem Rahmen bietet vor allem die Blockchaintechnologie enorme Potentiale für einen Paradigmenwandel bei den Abläufen.

PwC Digitalisierungsstudie: Die Pharmadigitalisierung – Vorteile im Prozessablauf durch die Digitalisierung der Supply-Chain

Hand zeigt auf Schriftzug "Chance"Durch die Nutzung digitaler Technologie erhalten Unternehmen deutlich bessere Einblicke in die Supply-Chain und können somit bessere und schnellere Entscheidungen treffen. Eine Verbesserung der Planungs- und Herstellungseffizienz ist die Folge. Darauf basierend können Dienstleistungen angepasst und besser auf Patientenbedürfnisse ausgerichtet werden.

Logistische Herausforderungen für die Pharmaindustrie im Überblick:

  • Ein globaler Markt verlangt nach einer globalen Unternehmensstruktur. Bestandseinheiten wachsen und machen das Supply-Chain-Management, das Lebenszyklus-Management und die Anpassung an Regulationen immer komplexer.
  • Die Anzahl der Logistikpartner steigt und ein Mangel an Planungsintegration innerhalb des Logistiknetzwerkes bremst die Entscheidungsfindung in Echtzeit aus.
  • Erhöhter Preisdruck bedingt die Notwendigkeit von effizienteren Abläufen in der Logistik und Herstellung. Ineffiziente Netzwerke benötigen eine dynamische Anpassung an das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage.
  • Um Fälschungen vorzubeugen, wird das Verfolgen von Produkten immer wichtiger. Verschärfte Regulation erfordern einen besseren Zugang zu Daten, auch während des Transportes.

Durch die Digitalisierung von logistischen Abläufe können Herstellungsunterbrechungen um bis zu 30-40% reduziert werden. Die Produktivität wird durch die Verbesserungen der Prozesse enorm erhöht.

Die Prozesse interagieren auf drei fundamentalen Ebenen miteinander

  1. Zunächst werden alle Daten, die Teil der Supply-Chain sind, aufgenommen – von den Rohmaterialien, über die Daten aus Fabriken und Lagern bis hin zu Apotheken- und Ärztedaten. Diese werden in Computersystemen zugänglich gemacht und erlauben es dem Logistikmanagement direkt in die Prozesse einzugreifen.
  2. Die gewonnenen Daten werden in einer Cloud-IT-Struktur gespeichert und sind somit, unabhängig vom Zugriffsort, synchronisiert und aktuell.
  3. Smart Komponenten des Logistiksystems wie RFID-Chips, Sensoren und drahtlose Übertragungstechnologien sind in die ersten beiden Ebenen integriert und bilden die Grundlage für das IoT – Internet of Things. Dieses ermöglicht Automatisierungsprozesse in denen Maschinen mit Maschinen kommunizieren und die Abläufe selbstständig regulieren.

Es ergibt sich ein Netzwerk zwischen Menschen und Maschinen und dem virtuellen und physischen Raum. Dadurch wird eine vollkommen integriert Supply-Chain möglich.

Bearing Point: Digitale Transformation in der Pharmaindustrie

Mangelndes digitales Wissen und Können der Mitarbeiter, die Entwicklung von effektiven Prozessen und IT-Strukturen sowie gesetzliche Regularien stellen die größten Herausforderungen für Pharmaunternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung dar.

  • Die Digitalisierung in der Pharmaindustrie bedeutet vor allem einen kulturellen Wandel.
  • Neue Arten der Arbeitsorganisation, ein effektives Wissensmanagement und ein Vorantreiben der Innovationsfähigkeit sind hier besonders wichtig, um steigende Kundenerwartungen erfüllen zu können und somit wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Die Reifegrade der Digitalisierung unterscheiden sich innerhalb der Abteilungen in den Pharmaunternehmen.
  • Digitale Tools, wie Cloud Computing und Big Data werden bisher nur von einem Drittel der Unternehmen genutzt: Die Forschung & Entwicklung nutzt bspw. bis zu 70% digitale Technologien, wogegen das Supply-Chain-Management nur 35% dieser Technologien nutzt.
  • Es gilt die Stabilität von IT-Systemen zu gewährleisten und gleichzeitig die Flexibilität zu erhöhen.

Veraltete Geschäftsprozesse müssen in neue flexiblere Strukturen umgewandelt und abteilungsübergreifende Prozesse etabliert werden. Dadurch wird eine höhere Effizienz und Effektivität der Arbeitsabläufe möglich.

Hays Studie: Pharma im digitalen Wandel

Digitalisierung Chnacen Ideen Die Digitalisierung eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten für die Pharmaindustrie. Es ergeben sich Innovationsthemen wie „Computergestützte Wirkstoffsuche“ oder „personalisierte Medizin“. Außerdem gilt es interne Abläufe zu automatisieren und zu beschleunigen. Hierbei ist es vor allem wichtig auch die Mitarbeiter auf diese neuen Prozesse vorzubereiten und weiterzubilden.

  • Es besteht ein enormes Optimierungspotential im Rahmen der Compliance und der Dokumentationsanforderungen
  • Die Umstrukturierung der Prozesse verlangt von den Mitarbeitern eine erhöhte Anpassungsfähigkeit und einen starken Weiterbildungwillen.
  • Pharmaunternehmen sind keine digitalen Start-Ups, müssen aber ähnliche Kompetenzen erlernen.
  • Es braucht neue kreative Lösungen und Prozesse, denn das Aufbrechen von starren Hierarchien ist immanent wichtig und neue Verwaltungsstrukturen sind unbedingt notwendig.
  • Der Ausbau von Projektarbeiten und eine Etablierung von gemischten Teams können enorme Vorteile bieten. Auch der Aufbau einer neuen Unternehmensstruktur mit flachen Hierarchien wirkt sich positiv aus.

Die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen steht in den meisten Unternehmen der Pharmaindustrie noch am Anfang. Eine Zusammenarbeit mit externen Spezialisten und strategischen Partnern für die Umstrukturierung von Arbeitsorganisation und Unternehmensabläufen stellt sich für die Zukunft als vielversprechende Lösung dar.

Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance zugleich

Pharmaunternehmen sehen sich im Rahmen der Digitalisierung vor allem mit der Herausforderung der Optimierung von internen Abläufen konfrontiert. Es gibt bereits eine Vielzahl von Daten, diese allerdings sinnvoll zu vernetzen und zu nutzen, sollte im Fokus einer jeden Digitalisierungsstrategie stehen.

Weiterhin ist eine Verknüpfung der internen Daten und Prozesse mit externen Partnern und Faktoren sehr wichtig. So wächst der physische Raum mit dem virtuellen Raum zusammen und ermöglicht neue Strukturen für die Unternehmensprozesse, die Herstellungs- und Logistikabläufe sowie die Arbeitsorganisation der Mitarbeiter.

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung um? Welche Aspekte stehen in Ihrem Unternehmen gegenwärtig im Fokus und wie begegnen Sie dem Thema Digitalisierung? Lassen Sie mich gerne in den Kommentaren wissen, wie weit die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen fortgeschritten ist und welche Erkenntnisse Sie bereits gewonnen haben.

Mit chaotischen Grüßen,
Christof Layher

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