Mann hängt mit Sicherheitsseil vom Felsen

Wie wir unsere Grundinstinkte aktiv nuetzen können: Fight, Flee, Freeze

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Was wir aktuell bei vielen beobachten können ist das Zurückfallen auf zwar ein einfaches und bewährtes Modell aus grauer Vorzeit, das uns allerdings heute nicht mehr dienlich ist.

Wir sehen eine Gefahr, oder etwas, das wir als Gefahr wahrnehmen und schalten in den Flee, Fight, Freeze Modus. Das bedeutet, dass wir, das, was wir in den letzten Jahrzehntausenden als „gesunden Menschenverstand“ aufgebaut haben ausschalten und uns auf unsere grundlegenden und tierischen Instinkte zurückziehen. Wir gehen in den Panik Modus…..

Der Zoo in unserem Kopf

Um das Warum dahinter zu verstehen müssen wir zunächst in unseren Kopf schauen. Wir haben dort Gehirn Areale, die aus unterschiedlichen Zeiten unserer Entwicklung stammen und für unterschiedliche Aufgaben verantwortlich sind.

Der älteste Einwohner unseres Zoos aus Evolutions Sicht ist das Reptilien Hirn. Es besteht aus Hirnstamm und Kleinhirn.  Es reguliert Themen wie Atmung, Herzfrequenz, Gleichgewicht und Körperhaltung. Von dort sind außerdem trainierte Verhalten abrufbar, so etwas wie das „Durch treten“ der Kupplung beim Schalten.

Der zweite Einwohner ist unser Säugetier Hirn, das sich etwas später entwickelt hat. Von hier aus wird unser „Nervenkostüm“ gesteuert aber auch unser Fortpflanzungstrieb. Des Weiteren haben wir hier die Quelle von vielen Hormonen, die maßgeblich unser emotionales Verhalten mit beeinflussen. Beispiele für diese Hormonproduzenten sind z.B. die Hypophyse oder die Zirbeldrüse. Oft liegt die Ursache für Depressionen hier. Hier wird aber auch unser Blutzucker, Verdauung, Körpertemperatur und der Schlaf gesteuert. In diesem Teil des Gehirns befindet sich unser persönliches Drogenlabor wir produzieren Opioidpeptide, Dopamin und Serotonin, die für unser Wohlgefühl sorgen und wichtig für unsere spirituelle Weiterentwicklung sind. Ein anderer wichtiger Spieler hier ist der Hippocampus, der unser Gedächtnis sortiert und dann noch die Amygdala, die hier für diesen Artikel eine besondere Bedeutung hat, da Sie den andauernden Datenstrom aus unseren Sinnen nach Bedrohungen und Chancen durchsucht und filtert. Dieser Teil des Gehirns ist quasi dafür verantwortlich Abkürzungen zu suchen. Es versucht Pattern zu erkennen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Leider sind diese Pattern oft unzutreffend, wenn wir sie nicht trainieren.

Der modernste Bewohner unseres Zoos ist der Neocortex das „Affenhirn“. Es ermöglicht uns kognitives Denken. Die Möglichkeit von Problemlösungen, Sprechen und die Fähigkeit zu Lernen. Hier interpretieren wir Ereignisse und können, wenn wir es gelernt haben die Entscheidung der Amygdala überschreiben.

Auch wenn das eine sehr vereinfachte Skizze ist, ist diese Skizze für das aktuelle Thema ausreichend. Wer sich weiter dafür interessiert sollte sich unbedingt mit den Büchern von Daniel Kahneman zum Thema System 1 und System 2 Denken auseinandersetzen.

Warum wir in den Flee, Fight, Freeze Modus fallen

Mit diesem Hintergrundwissen ist Die Ursache für unser Flucht, Kampf, Erstarr Verhalten schnell erklärt. Die unterschiedlichen Gehirne funktionieren nämlich unterschiedlich schnell. Das Reptiliengehirn ist dabei am Schnellsten, da es nicht „denkt“ sondern eingespeicherte Routinen abspielt. Unser Affenhirn dagegen ist am Langsamsten, da es zunächst das Bild betrachtet und dann nach Lösungen sucht.

Die Amygdala scannt und filtert jetzt unablässig die ganze Zeit die unglaubliche Datenmenge, die wir von unseren Sensoren (Augen, Ohren, etc) erhalte. Ihre Aufgabe ist es Gefahren zu identifizieren und diese an das Gehirn, dass am Schnellsten darauf reagieren kann und das ist nun mal das Reptilien Gehirn.

Das bedeutet, irgendetwas im Datenstromwird als Gefahr identifiziert und Gefahr bedeutet für unser Gehirn erst mal das wir möglicherweise Sterben werden. Dass das heutzutage in den meisten Fällen nichtmehr zutreffend ist interessiert an der Stelle nicht. Die Info und Aufgabe zur Bearbeitung geht an unseren ältesten Zoo Bewohner das Reptilien Hirn. Leider ist dieses für alle außer wirklich lebensbedrohende Situationen der denkbar schlechteste Ansprechpartner, was zu den bekannten Symptomen wie irrationales Verhalten, Panik etc führt.

Was können wir tun

So weit, so schlecht 😉 Was können wir dagegen tun?

Die kurzfristige und direkt anwendbare Lösung, um die Entscheidung der Amygdala auszubremsen und zu übersteuern ist … Atmen. Mache drei ruhige Atemzüge. Schon diese kurze Zeit reicht aus, um die Automatisierte Weiterleitung zu unterbinden. Wichtig ist dabei zu erkennen, dass wir dabei sind eine „Angstentscheidung“ zu treffen. Im Team hilft es oft das Atmen direkt anzusprechen. „Jetzt setz dich erst mal hin, atme Durch“.

Das ist also unsere Sofort Hilfe Maßnahme. Sie ist sehr mächtig und hilft aus der akuten Situation heraus zu kommen und wieder rationale Entscheidungen zu treffen.

Die zweite Maßnahme und gute Nachricht ist, wir können unser Hirn und unser Pattern, nach denen wir handeln trainieren und verbessern, sobald wir Sie erkennen. So lernen wir schneller bessere Entscheidungen zu treffen. Eine gute Hilfe dafür sind mentale Modelle, also Modelle anhand deren wir unsere eigenen Entscheidungen hinterfragen und prüfen.

Fazit: Atme und Lerne

Eines der mächtigsten und wichtigsten Werkzeuge ist das richtige Atmen und gerade in Situationen, die stressig sind und zu Angst-Reaktionen führen können besonders wichtig. Teste es selbst. Wenn Du das nächste mal gestresst bist ziehe Dich kurz zurück und mache drei kontrollierte und tiefe Atemzüge. Du wirst Feststellen, dass du dadurch bessere Entscheidungen triffst.

Mit chaotischen Grüße

Christof

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