Alles ist online. Alles vernetzt. Alles digital. Diese Begriffe werden heute inflationär verwendet. Beim Lesen könnte man meinen, dass das digitale Zeitalter schon längst angebrochen ist. Genauso stimmen auch die Experten ein: „Die Digitalisierung ist nicht im Kommen, die Digitalisierung ist schon da.“
Ein Blick auf die deutschen Unternehmen verrät aber ein anderes Bild: veraltete Strukturen, nicht agiles Handeln und wenig Fachwissen über die Digitalbranche. Dabei ist nicht nur die Digitalisierung Mittelstand gemeint, sondern das umfasst auch Konzerne. Viele Unternehmer sind sich in der Außendarstellung aber sicher: „Wir sind für die digitale Ära gerüstet.“ Dass die Selbsteinschätzung und die Fremdbewertung aber meilenweit auseinanderliegen, hat eine aktuelle Umfrage gezeigt.
Der Personaldienstleister Randstad hat sich die Frage gestellt, wie das die Arbeitskräfte selbst einschätzen. Dafür wurden in über 30 Ländern Arbeitnehmer befragt. In Deutschland waren das 400 Befragte aus den unterschiedlichsten Branchen, die im Alter zwischen 18 und 65 Jahren lagen – also sowohl Digital Natives als auch jahrzehntelange Berufstätige. Das Ergebnis ist durchaus ernüchtert. 68 Prozent der Befragten wissen, dass kein Weg an einer digitalen Strategie vorbeigeht. Trotzdem zweifeln 52 Prozent daran, dass ihr Unternehmen für die Digitalisierung gerüstet sei. Diese Ergebnisse bescheren Deutschland einen der letzten Plätze in der Umfrage.
Bei welchen Themen hinken deutsche Unternehmen ihren internationalen Pendants hinterher? Wir haben uns in einer vierteiligen Serie einzelne Punkte näher angesehen, bei denen sich in den nächsten Jahren unbedingt etwas tun sollte.
Bei den drei angesprochenen Punkten handelt es sich um Prozesse, die nicht von heute auf morgen erfolgen können. Das Ganze braucht Zeit. Zeit, die in der Aufholjagd der Digitalisierung Gold wert ist. Daher sollte man lieber heute als morgen mit der Umsetzung beginnen.
Eine Schlüsselfunktion erfüllt dabei das eigene Personal. Einerseits muss das Know-How im eigenen Unternehmen liegen und sollte nicht notdürftig über gelegentliche Beraterleistung eingekauft werden, andererseits muss dieses Wissen von den Experten auch weitergegeben werden. Natürlich fordert niemand, dass die ganze Belegschaft zu digitalen Profis wird, aber ein gewisses Maß an Grundverständnis sollte gegeben sein. In vielen Firmen scheitert es aber bereits an dem Wollen: alteingesessene Arbeitnehmer sträuben sich gegen technische Veränderungen, neue Tools und innovative Ideen. In den meisten Fällen ist es die Angst vor dem Ungewissen.
Dass sich Personen gegen das Medium Internet und die Verwaltung von E-Mails sträuben, kommt leider noch immer vor. Man mag es nicht glauben, aber manche Führungskräfte lassen sich noch jede einzelne E-Mail von ihren Assistentinnen ausdrucken, um sie dann zu lesen.
In solchen gravierenden Fällen hilft es nicht nur, einen langen Vortrag über die Chancen dieses Umbruchs zu halten, sondern die Mitarbeiter selbst müssen erfahren, welche Vorteile es bringen kann. Diese Überzeugungsarbeit wird in konservativeren Abteilungen nicht ohne Investition in Teamtrainings und Workshops gehen.
Gefragt ist hier aber auch die Personal- bzw. Human-Resources-Abteilung. Sie sind es, die die Auswahl neuer Mitarbeiter übernehmen. Es ist wichtig, dass sie ein Gespür entwickeln, ob sich ein Kandidat den digitalen Herausforderungen stellen kann. In der Präsentation des Unternehmens sollte mit dem potentiellen neuen Mitarbeiter auch dieses Thema angesprochen werden.
Zu guter Letzt lastet auch auf dem Management eine große Last. Im ersten Schritt ist es wichtig, dass die Führungsebene die Wichtigkeit der Digitalisierung versteht und so die Priorisierung richtig setzt. Nicht selten kommt es vor, dass Arbeitnehmer gute Ideen und Konzepte haben, diese aber „weg-priorisiert“ werden.
Mit dem Argument andere Themen wären wichtiger, wird es immer weiter zurückgeschoben. Man könnte also in diesem Falle sagen „Digitalisierung adé“. Im zweiten Schritt muss die Führungsarbeit auch im Hinblick auf die Digitalisierung passieren. Themen müssen verteilt werden und ein Zeitplan im Hinterkopf behalten werden. Die Verantwortung, ein Team erfolgreich auf die Beine zu stellen und die Ressourcen im Überblick zu behalten, liegt immerhin in der Verantwortung der Chefs.
Wie sieht es in Ihrem Team aus? Sind Ihre Mitarbeiter für die Digitalisierung gewappnet?