Ich sehe in meinem Arbeitsalltag immer häufiger wie Unternehmen sich mit der Problematik der Entscheidungsfindung schwertuen und sich damit ernsthaft auseinandersetzten müssen. Aus einer Vielzahl von Handlungsalternativen gilt es die vielversprechendste Option auszuwählen und umzusetzen. Das Festlegen, worauf die eigenen Ressourcen und Manpower ausgerichtet werden sollten, ist die hohe Kunst der Unternehmensführung. Denn zum einen gilt es die Aspekte zu identifizieren, die die höchsten Erfolgs- aussichten in sich tragen und zum anderen schon in der Voraussicht etwaige Risiken abzuschätzen, die ein Bedrohungspotential für Unternehmensabläufe oder die Marktpositionierung bedeuten könnten.
Es ist dementsprechend immens wichtig die richtigen Entscheidungen zu treffen, denn diese sind letztendlich die Grundlage für den unternehmerischen Erfolg. Hier die passenden Vorgehensweisen zu entwickeln und anzuwenden, ist von kritischer Bedeutung.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen eine spannende Technik vorstellen, welche in diversen Unternehmensbereichen angewendet werden kann und sich sowohl branchen- als auch disziplinübergreifend bewährt hat. Die Rede ist von der CARVER-Matrix.
Dass dies nicht nur im martialischen Umfeld der Kriegsführung interessant ist, haben in der Folge auch andere öffentliche Träger sowie Unternehmen für sich entdeckt. Auf diesem Wege hat die CARVER-Matrix schlussendlich Einzug in das Managementumfeld gehalten. Denn letztendlich zielt ihre Analyse ganz einfach darauf ab, logisch zu entschlüsseln was, basierend auf den zur Verfügung stehenden Ressourcen, getan werden sollte und ob dies durchführbar ist oder nicht. Die Anwendung der CARVER-Matrix ermöglicht eine Modell-basierte Entscheidungshilfe, die komplexe Faktoren in einem wiederproduzierbaren Rahmen analysiert und bewertet. Dies ist für das strategische Management von enormer Bedeutung.
Es gilt mit Hilfe der CARVER-Matrix herauszufinden welche Aspekte Ihres Unternehmensplanes am wichtigsten sind und den größten Einfluss auf Ihren Erfolg haben bzw. welche die möglichen Risiken minimieren können. CARVER ist innerhalb dieses Entscheidungsmodells ein Akronym und untergliedert sich in die folgenden Faktoren:
Criticality (Wichtigkeit): Wie wichtig ist ein bestimmter Faktor in Bezug auf die Zielerreichung eines Projektes. Bringt mich dieser Faktor näher ans Ziel? Ist dieser Aspekt von immens wichtiger Bedeutung oder sind womöglich andere Faktoren wichtiger? Je bedeutender der Faktor, desto höher der Score in der Matrix.
Accessibility (Erreichbarkeit): Wie einfach ist der Faktor nutzbar? Kann ich direkt auf diesen Faktor eingehen oder sind andere Aspekte vorher zu bewältigen? Wenn ein Faktor direkten Einfluss nehmen kann ohne auf die Erfüllung anderer angewiesen zu sein, dann ist ein hoher Score in der Matrix angebracht.
Return (Erfolgsgeschwindigkeit): Wie viel Aufwand ist mit dem Faktor in Bezug auf meine Ziele verbunden, d.h. wie viel näher bringt mich dieser Faktor an meine Gewinnvorstellung? Wie schnell sehe ich die Effekte meines Vorgehens? Je kürzer die Zeit und je geradliniger der Weg zum finanziellen Erfolg, desto höher wird der Faktor in der Matrix bewertet.
Vulnerability (Ressourceninvestition und Risiko): Wie leicht oder schwierig ist es das Ziel zu erreichen oder die Aufgabe zu fertigzustellen? Was sind die mit der Zielerreichung verbundenen Kosten und Risiken? Je leichter und günstiger, desto höher der Score in der Matrix.
Effect (Auswirkung): Wie viel näher komme ich dem Ziel durch die Erfüllung der Aufgabe eines Faktors? Wenn der Faktor einen großen Effekt auf die Zielerreichung hat, dann wird ihm in der Matrix ein hoher Score zugeordnet.
Recognizability (Erkennbarkeit): Wie komplex ist die Aufgabe oder das Ziel? Ist der Faktor leichtverständlich? Wurde eine ähnliche Aufgabe schon einmal ausgeführt und sind die notwendigen Schritte klar? Je simpler und leichter realisierbar der Faktor ist, desto höher fällt seine Bewertung in der Matrix aus.
Die Selektionsfaktoren der CARVER-Matrix helfen dabei die besten Ziele oder Faktoren zu bestimmen, auf die die Unternehmensaktivitäten ausgerichtet werden sollten. Während dieses Evaluierungsprozesses wird den Faktoren ein nummerischer Wert zugewiesen (1-5). Dieser Wert bezieht sich auf die Wirkungskraft und den potentiellen Effekt des jeweiligen Faktors, wobei 1 einen geringen Einfluss besagt und 5 einen sehr großen.
Die vergebenen Zahlenwerte werden im Anschluss in die Entscheidungsmatrix eingetragen. Wobei die Höhe des kumulativen Scores Aufschluss über die Wichtigkeit des Faktors gibt und somit als Entscheidungshilfe herangezogen werden kann. Je höher die Summe der zusammengefassten Werte, desto wichtiger ist dessen Beachtung.
Im Unternehmensumfeld kann dies zum einen Aufschluss über die bestmöglichen Handlungsoptionen geben aber auch gleichzeitig über die größten Risikofaktoren, die es im weiteren Vorgehen zu berücksichtigen gilt.
Beispiel:
Es ist das Ziel die Abonnentenanzahl eines Audiobuchverlages innerhalb des nächsten Quartals zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen gibt es verschiedene mögliche Vorgehensweisen. Beispielhaft werden drei Optionen gewählt.
CARVER-Matrix
Unter Berücksichtigung der Analyseaspekte, die die CARVER-Matrix bereitstellt, zeigt sich, dass für eine kurzfristige und einfach zu bewerkstelligende Maßnahme am ehesten eine Google-Adwords-Kampagne in Frage käme, um innerhalb des nächsten Quartals erhöhte Abonnentenzahlen zu erreichen. Der Aufbau eines Affiliateprogrammes wäre zu umfassend und würde erst auf längere Sicht Erfolge versprechen. Ein Radiospot könnte auch wirkungsvoll sein, doch die Evaluation in der Matrix lässt die Adwords-Kampagne wirkungsvoller erscheinen.
Mit Hilfe der CARVER-Matrix lässt sich schnell und effektiv eine Übersicht über die Potentiale von verschiedenen Maßnahmen erstellen. Die Entscheidungsfindung kann somit methodisch gestaltet und messbar gemacht werden. Was ich persönlich sehr hilfreich finde und immer wieder anwende. Für mich stellt diese Methode daher bei klarer Zieldefinition ein äußerst wirkungsvolles und effizientes Werkzeug für Planungsprozesse und Risikovermeidungsstrategien dar.